Zwischen Leben und Tod: Benedict Cumberbatchs prägende Erfahrung

Der preisgekrönte britische Schauspieler Benedict Cumberbatch hatte in seinen späten Zwanzigern ein erschütterndes Erlebnis, das ihn bis heute beeinflusst. Für Cumberbatch war es eine Nahtoderfahrung. Vor mehr als zwei Jahrzehnten wurde der „Doctor Strange“-Star entführt und gefangen gehalten, während er in Südafrika bei Dreharbeiten war. In einem am 22. Januar in „Variety“ veröffentlichten Interview erzählte der mittlerweile 48-jährige Cumberbatch, wie dieses lebensverändernde Ereignis ihn nachhaltig verändert hat. Er habe dadurch ein „Gefühl für Zeit“, eine Art Bewusstheit für die Endlichkeit bekommen.
Neuanfang nach persönlicher Erfahrung
Noch bevor er heiratete und eine Familie gründete, gab es eine Situation, in der Cumberbatch die Zerbrechlichkeit des Lebens genauso unerwartet wie heftig vor Augen geführt wurde: Im Jahr 2004 war der Schauspieler Ende 20 und drehte in Südafrika die BBC-Miniserie „To the Ends of the Earth“. Als er mit seinen Schauspielkollegen Denise Black und Theo Landey von einem Tauchgang in Sodwana Bay in der Provinz KwaZulu-Natal zurückkehrte, platzte ihnen ein Reifen. Sie fuhren für den Reifenwechsel an den Straßenrand. Dort wurden sie von sechs Männern ausgeraubt und entführt. Cumberbatch und die anderen wurden in das Auto gezwungen und stundenlang herumgefahren. Schließlich ließen die Entführer sie aussteigen, fesselten sie und ließen sie wie bei einer Hinrichtung sitzen. Dann flohen die Männer.
Das Erlebnis veränderte Cumberbatch grundlegend und holte aus ihm zuerst einmal den Adrenalinjunkie hervor. „Die Nahtoderfahrungen haben das alles noch angeheizt“, sagt Cumberbatch. „Ich dachte: ‚Oh, ja, ich könnte jeden Moment sterben.’ Ich stürzte mich aus Flugzeugen und ging alle möglichen Risiken ein.“
In seinem Gespräch mit „Variety“ erklärte Cumberbatch, dass erst das Familienleben seine Risikobereitschaft gemildert habe: „Abgesehen von meinen Eltern hatte ich damals keine echten Verpflichtungen.“ Das habe sich jetzt geändert, „und das macht einen nachdenklicher“, sagte der inzwischen dreifache Vater. „Ich habe über den Abgrund geschaut. Das hat mich mit dem vertraut gemacht, was dahinterliegt. Und ich habe akzeptiert, dass dies das Ende aller unserer Geschichten ist.“
Diese Erfahrung „gab mir ein Gefühl für die Zeit, aber nicht unbedingt ein gutes“, so der Schauspieler. Er wurde noch begieriger, ein ungewöhnliches Leben zu führen, „und mit dieser Ungeduld habe ich immer noch zu kämpfen“, gibt der britische Sherlock-Star zu.
Ein neuer Blick auf die einfachen Dinge im Leben
In einem Interview mit „Vanity Fair“ aus dem Jahr 2016 berichtete Cumberbatch, dass dieses Erlebnis ihn aber auch dazu brachte, die alltäglichen Dinge des Lebens mehr zu schätzen. „Als ich am nächsten Morgen das Meer sah, wollte ich unbedingt sofort hineinspringen“, sagte er. „Wenn du das Gefühl hast, dass du sterben wirst, denkst du nicht, dass du all diese Empfindungen noch einmal erleben wirst – ein kaltes Bier, eine Zigarette, die Sonne auf deiner Haut.“
All diese Dinge fühlen sich danach wie das erste Mal an. In gewisser Weise ist es ein Neuanfang.“
Wie Nahtoderfahrungen das Leben verändern können
Extreme Erfahrungen oder auch Nahtoderfahrungen (NTE) haben oft tiefgreifende Auswirkungen auf die Betroffenen. Viele, so auch Cumberbatch, berichten von einer veränderten Lebenseinstellung, einer gesteigerten Wertschätzung für das Leben, aber auch von einer verminderten Angst vor dem Tod. Nahtoderfahrungen sind Phänomene, die bei Menschen auftreten, die lebensbedrohliche Situationen überlebt haben.
Das kann wie bei Cumberbatch eine existenzgefährdende Situation, ein Erwachen aus dem Koma oder die Reanimation nach einer Notsituation sein. Betroffene berichten häufig von intensiven Erlebnissen wie dem Durchqueren eines Tunnels, dem Wahrnehmen von Licht, von außerkörperlichen Erfahrungen oder Begegnungen mit verstorbenen Personen sowie von einer Rückschau auf das eigene Leben.
Grauzone zwischen Wissenschaft und Glauben
Etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen, die reanimiert wurden, berichten laut dem Fachmagazin „Mediacal Tribune“ von Nahtoderlebnissen. Diese Berichte haben seit den 1970er-Jahren das Interesse der Wissenschaft geweckt und wurden seither aus verschiedenen Perspektiven untersucht. Für die Schulmedizin steht nach wie vor die Wissenschaft als „Licht am Ende des Tunnels“.
Naturwissenschaftliche Erklärungsansätze aus Neurologie, Biologie und Psychologie vermuten, dass NTE durch neurophysiologische Prozesse im Gehirn während lebensbedrohlicher Zustände entstehen. Beispielsweise könnte ein Sauerstoffmangel (Hypoxie) oder ein erhöhter CO₂-Spiegel (Hyperkapnie) zu veränderten Bewusstseinszuständen und Halluzinationen führen. Diese Zustände könnten die typischen visuellen und sensorischen Erlebnisse während einer NTE erklären.
Nahtoderfahrungen sind demnach kein Blick ins Jenseits, sondern durch neurophysiologische Prozesse im Gehirn erklärbar. Sie können über ein eventuelles Leben nach dem Tod keine Auskunft geben. Das bleibe eine Glaubensfrage, erklärte Prof. Dr. Wolfgang Heide 2018 in der Fachzeitschrift.
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Nahtoderlebnisse aus Sicht der Neurowissenschaften
Dass sich die Naturwissenschaft mit dem Phänomen auseinandersetzt, hat mit Raymond A. Moody zu tun. Der US-amerikanische Psychiater und Philosoph prägte 1975 in seinem Buch „Life After Life“ („Leben nach dem Tod“) den Begriff der Nahtoderfahrung (Near-Death Experiences/NDEs) und identifizierte wiederkehrende Elemente, von denen Menschen in Todesnähe berichten: Phänomene wie Tunnelwahrnehmungen, Lichtwesen und Lebensrückblicke. Seine Arbeit gilt als Ausgangspunkt für die moderne Erforschung von Nahtoderfahrungen.
Die Pionierin der Sterbeforschung, die Schweizer Ärztin Elisabeth Kübler-Ross, gelangte im Laufe ihres Schaffens zu der Überzeugung, dass es ein Weiterleben nach dem Tod und eine Wiedergeburt gibt. Kübler-Ross sprach offen über Nahtoderfahrungen und sah den Tod als natürlichen Teil des Lebens, der nicht gefürchtet werden muss. Sie ist bekannt für ihr Modell der fünf Phasen der Trauer (Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz), das sie in ihrem Buch „On Death and Dying“ (1969) dargelegt hat. Ihr Werk hat das Verständnis für Sterbende und den Umgang mit Trauer revolutioniert und maßgeblich zur öffentlichen Wahrnehmung und wissenschaftlichen Diskussion von Nahtoderfahrungen beigetragen.
Im Jahr 2014 erschien in „National Library of Medicine“ eine Studie, in der Forscher 1.122 Menschen, die eine Nahtoderfahrung gemacht hatten, befragt haben. Die Studie legt nahe, dass diese Erfahrungen nicht als „unwirklich“ bewertet werden sollten. Denn die „große Mehrheit“ der Befragten gab an, dass ihre Nahtoderfahrung real gewesen sei. Dazu gehörten auch mehrere Wissenschaftler, Anwälte, Krankenschwestern und Ärzte.
„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die meisten von uns, die keine Nahtoderfahrung gemacht haben, sehr vorsichtig damit sein sollten, NTE als ‚unwirklich‘ zu bezeichnen“, heißt es in der Studie. Epoch Times berichtete.
Nichts mehr wie zuvor: Chance für Veränderung
Einer der Pioniere in der wissenschaftlichen Untersuchung von Nahtoderfahrungen, der Psychiater Dr. Bruce Greyson, berichtete in einem Interview mit Epoch Times aus dem Jahr 2015 von einem Mann, der Alkoholiker gewesen sei und seine Frau geschlagen habe. „Nach einer Nahtoderfahrung wurde er zu einem vollkommen guten Samariter. Er trank nicht mehr, er behandelte seine Frau gut und half anderen. So eilte er nach New Orleans, um Menschen nach dem Hurrikan Katrina zu helfen.“ Laut Dr. Greyson haben Nahtoderfahrungen das Potenzial, den Menschen in eine bessere Version seiner selbst zu verwandeln.
"We're going back to plastic straws." –President Donald J. Trump 🇺🇸 pic.twitter.com/GONNjP6UNn
— President Donald J. Trump (@POTUS) February 10, 2025
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